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                                  Die Gladiatoren  -  Die Regeln

 

 

 

Regeln und Richter:

summa rudis Die Schiedsrichter waren sehr wichtige Personen in der Arena.Meist scheinen sie zu zweit ihres Amtes gewaltet zu haben,indem ein Assistent(secunda rudis) den obersten Schiedsrichter (summa rudis) zur Seite stand.Bei dem Kampf handelte es sich nicht um einen wilden Schlagabtausch,sondern um ein kunstvolles Duell,das genau festgesetzten Regeln (dictata,leges pugnandi) gehorchte.Leider wissen wir sehr wenig von den Einzelheiten.So gab es bei bestimmten Fechtarten mit weißem Kalk auf dem Boden markierte Linien(lineae  albae),an die sich die Kämpfer zu halten hatten.Bei Regelwiedrigkeiten oder Zwischenfällen,die einen Gladiatoren unverschuldet benachteiligten (wenn sich etwa ein Rüstungsteil löste),wird der Schiedsrichter den Kampf unterbrochen haben,worauf die Gegner in die Ausgangsstellung zurückkehrten.Wenn es auch keine Runden gab,so konnte der Schiedsrichter doch bei langer Dauer des Duells eine Unterbrechung (diludium) anordnen.Die Kontrahenten wurden von Gehilfen (harenarii,ministri) betreut indem sie Massagen erhielten und zu trinken bekamen.
Leichte Wunden konnten gleichfalls behandelt werden.Zeigten die Kämpfer dagegen mangelnde Disziplin oder fehlenden Angriffsgeist,dann machte der Schiedsrichter rücksichtslosen Gebrauch von seinen Stock.In krassen Fällen wurden Gehilfen mit Peitschen,Fackeln und glühenden Eisen eingesetzt,doch kam dies fast nur bei drittklassigen Veranstaltungen vor,bei denen zum Tode verurteilte Amateure statt professioneller Gladiatoren kämpften.Die Dauer der Kämpfe war unbegrenzt,d.h.,es wurde bis zur Entscheidung gefochten.Punktesiege gab es nicht.Eine relativ seltene Ausnahme stellten die unentschiedenen Kämpfe dar.Hatten zwei Gladiatoren mit ausnehmenden Bravour sehr lange durchgehalten,ohne daß eine Überlegenheit des einen  oder anderen erkennbar wurde,konnte das Publikum mit seinen Ovationen zu erkennen geben,daß es auf eine Entscheidung verzichtete.Die Kontrahenten durften dann beide unbesiegt die Arena verlassen,stantes missi (stehend entlassen), wie der terminus technicus hieß.

Im Normalfall gab es aber ganz eindeutig Sieger und Besiegte.Die einfachste Form der Entscheidung bestand darin,daß einer der Gladiatoren im Kampf so schwer getroffen wurde,daß er starb oder völlig gefechtsunfähig wurde.Weit häufiger aber war es,daß ein Fechter durch Wunden oder Erschöpfung zur Aufgabe veranlasst wurde.Der Besiegte gab seine Aufgabe dadurch zu erkennen,daß er den Schild oder  den Dreizack  zu Boden warf und eine Hand mit ausgestreckten Zeigefinger hob.Nun erfolgte der dramatische Einsatz des Schiedsrichters,der sich zwischen die Kämpfer warf und den Sieger daran zu hindern hatte,den wehrlosen Unterlegenen weiter anzugreifen, notfalls indem er ihn am Schwertarm festhielt.Was nun die Gladiatorenkämpfe von allen anderen noch so riskanten Formen des Kampfsports unterscheidet,ist der Umstand,daß mit der Kapitulation des Verlierers die Sache noch nicht ausgestanden war,daß vielmehr über diesem das Damoklesschwert einer regelrechter Hinrichtung durch den Sieger hing.

Die Entscheidung,was mit dem Unterlegenen zu geschehen hatte,lag beim editor,doch richtet sich dieser in aller Regel nach der Stimmung im Publikum.Hatte der Verlierer einen fairen und tapferen Kampf geliefert und erst in aussichtsloser Situation aufgegeben,durfte er auf die Sympathie der Zuschauer hoffen,die dann die Zipfel ihrer Togen oder Tücher schwenkten und "missum" oder "mitte" schrien.Der editor gab darauf  dem Schiedsrichter das Zeichen ,den unterlegenen Gladiator lebend aus der Arena zu entlassen.War das Publikum dagegen mit der Vorstellung die der Verlierer geboten hatte,aus dem einen oder anderen Grund unzufrieden,dann forderte es mit nach unten gedrehten Daumen(pollice verso)und den Ruf "iugula"!(Stich ihn ab!) seinen Tod.In diesem Fall wurde von dem Besiegten erwartet,daß er wenigstens im Sterben ein exemplum virtutis,ein Musterbeispiel der  Mannhaftigkeit ,bot.

mosaik traex und murmillo
Wenn es seine Kräfte noch zuließen,kniete er vor seinen Gegner nieder ,die Arme auf den Rücken verschränkt und bot sich bereitwillig dem Todesstoß dar.Dabei wurde der Helm nicht abgenommen,so dass - mit Ausnahme des retiarius-das Gesicht des Todeskandidaten verborgen blieb.In dem Moment,wenn der Unterlegene "das Eisen empfing"(ferrum recipere),schrie das Publikum "habet "! -Der hat´s!,wie es das auch bei jeden schweren Treffer zu tun pflegte.
Hatte ein Gladiator den Tod in der Arena gefunden,wurde er auf einer verhängten Bahre abtransportiert und in das spoliarium ,der Totenkammer gebracht,wo man ihm routinemäßig die Kehle durchschnitt,um ein abgekartetes Spiel oder "Scheintod" zu verhindern;man entkleidete ihn und bereitete ihn für die Beisetzung vor.Die Verwundeten - Sieger und Besiegte - bekamen eine optimale ärztliche Betreuung.Ein erprobter Gladiator besaß einen erheblichen Marktwert. Weder dem lanista noch dem editor war an unnötigen Verlusten gelegen.Der zuletzt Genannte mußte nämlich dem Unternehmer eine sehr viel höhere Summe  für einen toten oder bleibend kampfunfähigen Gladiator zahlen als das Grundhonorar,das fällig war,wenn ein Kämpfer seinen Einsatz ohne schweren Schäden überstand.
Öllampe mit Gladiatorenmotiv Der Sieger stieg nach dem Kampf auf einer Treppe zur Tribüne des Spielleiters hinauf,um seine Preise in Empfang zu nehmen.Diese bestanden regelmäßig aus einem Palmzweig (palma) und einer sich nach dem Rang des Gladiators richtenden recht erheblichen Geldsumme (praemium).Der Geldpreis ging in den Besitz des Gladiators über,gleichgültig ob er frei war oder Sklave.Eine besondere Auszeichnung bestand darin ,daß einem Fechter das Holzschwert (rudis) überreicht wurde als Zeichen dafür ,daß er von nun an von der Verpflichtung entbunden war in der Arena zu kämpfen.Auch dies kam den editor recht teuer zu stehen,den er mußte einen solchen Gladiator dem lanista ersetzen.Hatte er seine Preise erhalten,legte der Sieger,dem Palmzweig schwingend,im Laufschritt eine Ehrenrunde zurück.

Auszüge aus Buch: Cäsaren und Gladiatoren ,Verlag Phillip von Zabern.  

Gladiatoren

Gladiatoren-Die Plätze

Gladiatoren-Die Akteure